Das Freunde-Portal schuelerVZ
 Alles so ungefährlich?
 

Einmal gespeichert, immer gespeichert
“schuelerVZ benutzte ich, um meinen Freunden zu schreiben. Was soll daran gefährlich sein?“, fragte mich eine Schülerin. Mit dieser Meinung steht sie nicht alleine. schuelerVZ ist ein Portal für Teenies und heißt mit richtigem Namen „Schülerverzeichnis“. Dort sind mehr als zwei Millionen Mitglieder verzeichnet. Die Zeitung Q-Rage hat herausgefunden, dass sich die Schüler in diesem Portal eigentlich nur kennen lernen und Fun haben und sich nicht über ernste Themen wie Datenschutz oder Rechtsextremismus Gedanken machen wollen.
schuelerVZ ist aber auch eine Sammlung privater und empfindlicher Daten: Urlaubsbildchen wie auch Partybilder kursieren, Geburtstag, Wohnort, Hobbys, eventuell Telefonnummern werden angegeben. Menschen auf der ganzen Welt können lesen, mit wem du befreundet bist und was du anderen auf die virtuelle Pinnwand schreibst – hier ist die Gefahr des Datenmissbrauchs enorm. „Ja aber, ich kann doch meine Seite nicht für jeden sichtbar machen, kann sie doch einfach blockieren“, so ein sorgloser Schüler. Nützt nichts, da man bei Wikipedia leicht eine Anleitung lesen kann, wie jedermann an Daten bei SchuelerVZ herankommt – auch wenn sie angeblich geschützt sind.
Gerade so genannte „Saufbildchen“ bergen eine dauerhafte Gefahr. Es gilt die Online-Regel: einmal gespeichert, immer gespeichert. Das Internet vergisst nichts. Viele Dinge kann man auch nach Jahren noch finden. Alles, was du jemals ins Netz gestellt hast, kann später immer wieder gefunden werden. So kann es passieren, dass dir der Personalchef bei einem Bewerbungsgespräch ein vor zehn Jahren aufgenommenes „Saufbild“ unter die Nase hält. Pech gehabt!

Seltsame Gründungsgeschichte
Komisch finde ich auch, was ich über den Gründer Ehssan Dariani gelesen habe: Nach der Zeitung Q-Rage gründete er 2005 den Vorläufer StudiVZ damals als 100%ige Kopie des US-amerikanischen Studentenportals „Facebook“. Er hatte dort ein Praktikum absolviert. Er gab damit an, junge Frauen auf der Toilette gefilmt und diese Videos dann ins Netz gestellt zu haben. Eine Einladung zu einer StudiVZ-Party gestaltete er wie den „Völkischen Beobachter“, einem Hetzblatt gegen Juden aus der NS-Zeit. An die Stelle des Hakenkreuzes setzte er das Symbol von StudiVZ. Makaber! Es ist beängstigend, dass sich das Netz und die Online-Communitys längst zum Tummelplatz für Rechtsextreme entwickelt haben.

Was ist das Geheimnis von schuelerVZ?
Schüler wollen Spaß und möglichst viele Freunde haben, fand die Zeitung Q-Rage heraus. Das Geheimnis sei die einfache Kommunikation, interessanterweise die anonyme Kommunikation – nicht mehr verbal wie früher am Telefon oder auch nicht die per Angesicht zu Angesicht. Schade, finde ich und wieder ein weiterer Weg zur Anonymisierung unserer Welt. Das Motiv der Betreiber ist klar: Kommerz und Kontakte. Nach Netzexperte Burkhard Schröder wollen sie „an die Nutzerdaten ran, denn die sind sehr viel wert“.

Tipps von Netz-Experte Schröder zum Schutz eurer Privatsphäre im Internet:

  • Verwendung eines Pseudonyms
  • Keine Preisgabe von Kontaktdaten wie Adresse, Telefonnummer, Arbeitsstelle
  • Keine bloßstellenden, heiklen Fotos

 

Wichtig im Umgang mit dem Internet ist einfach: nicht alles öffentlich machen! Wenn man doch Opfer eines Datenmissbrauches geworden ist, gibt es in jeder Stadt Datenschutzbeauftragte, die weiterhelfen und als Ansprechpartner dienen.

 

(Quelle: „spiegel-online“; „focus-online“; „Q-Rage, Die Zeitung des größten Schülernetzwerks in Deutschland“/Schule gegen Rassismus, Schule mit Courage)

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