In memory of Stanley “Tookie” Williams

 

Am 13. Dezember 2005 um 9:35 Uhr MEZ war es soweit: Stanley Williams wurde durch die Giftspritze hingerichtet. Warum es soweit kam, möchte ich euch nun erzählen.
Stanley Williams wurde am 29. Dezember 1953 in New Orleans geboren. Aufgewachsen in Kalifornien, gründete er 1969 mit seinem Freund Raymond Washington die Straßen-Gang „Crips“ in Los Angeles. Als Anführer der Gang soll er- laut äußerst fragwürdigen Zeugenaussagen - bei einem Raubüberfall 1979 den Angestellten Albert Owens gezwungen haben sich auf den Bauch zu legen und ihn dann durch den Rücken erschossen haben. Zusätzlich wurde ihm vorgeworfen, er habe bei einem weiteren Überfall im selben Jahr ein chinesisches Ehepaar Yang und ihre Tochter, welche gleichzeitig Besitzer des von Williams angeblich ausgeraubten Motels waren, ermordet. Laut Zeugenaussagen brüstete er sich mit den Morden und gab an, er wolle keine Zeugen hinterlassen, beziehungsweise bezeichnete die Familie Yang angeblich als Buddha‑heads.

Aufgrund dieser Vorwürfe wurde er 1981 wegen vierfachen Mordes zum Tode verurteilt. Nach seiner Verurteilung wurde er im Saint Quentin Gefängnis, Marin County, inhaftiert. Seinen eigenen Angaben zufolge war er dort in seinen ersten sieben Jahren Haft immer noch gewalttätig, was sich jedoch in den darauf folgenden sechs Jahren Einzelhaft (1988-1994) änderte. Während dieser Zeit bringt er sich selbst Lesen und Schreiben bei und durchlebte eine, wie er sagte „erlösende Verwandlung“. Zusätzlich distanzierte er sich in dieser Zeit von seinem Dasein als Bandenführer und verfasste Kinder- sowie Jugendbücher gegen Gewalt, Drogen und Rassismus, welche Jugendlichen die Gefahren eines solchen Lebens näher bringen und somit verhindern sollten. „Life in Prison“ ist eines von diesen Büchern. Darin beschreibt er sein Leben im Gefängnis. Gleichzeitig spricht er Schüler direkt an. Zeigt ihnen, dass das Leben im Gefängnis alles andere ist als cool, wie es in vielen Gangsterliedern beschrieben wird.

Nach Aufhebung der Einzelhaft 1994 gilt er als Häftling mit besonders guter Führung. Im gleichen Jahr wies das Neunte US Bundesgericht ein Rechtsmittel Williams ab, obwohl sie gleichzeitig zugaben, dass das Urteil Tookies durch Zeugen zustande kam, welche einen Grund gehabt hätten vor Gericht zu lügen. Zusätzlich fand die Verhandlung in einem Gerichtsbezirk statt, in dem nur 1% der zur Verfügung stehenden Geschworenen schwarzer Hautfarbe sind. Der Vertreter der Anklage ließ laut Amnesty International zusätzlich alle schwarzen Geschworenen aus der Jury ausschließen. Aufgrund
seiner literarischen Werke und seiner Arbeit gegen die Bandenkriminalität, die er im Gefängnis betrieb, wurde er von seinen Anhängern 5mal für den Friedensnobelpreis und 4mal für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen. 2005 erhielt er für sein ehrenamtliches Engagement eine weitere Auszeichnung. Vor der Hinrichtung im Jahr 2005 reichten Stanley Williams’ Anwälte ein Gnadengesuch beim Kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger ein. Dieser sollte die Todesstrafe in eine lebenslange Haftstrafe um-wandeln. Für dieses Gnadengesuch setzten sich auch Leute wie Jamie Foxx, der Tookie in dem Film „Redemption“ spielte, Jesse Jackson, Danny Glover, Laurence Fishburne und Snoop Dogg, welcher selbst ehemaliges Mitglied der Crips war, ein. Obwohl Schwarzenegger ausführliche Gespräche mit Stan Williams Anwälten geführt hatte, lehnte er die Begnadigung ab.

Am 13. Dezember 2005 um 9:35 Uhr MEZ wurde Stanley „Tookie“ Williams im Alter von nur 51 Jahren durch die Giftspritze getötet. Seine Henkersmahlzeit, die er sich selbst aussuchen konnte, bestand aus einem Glas Milch. Stanley Williams war Vater von zwei Söhnen, einer von ihnen verbüßt selbst eine Haftstrafe von 16 Jahren wegen Mordes zweiten Grades.
Während seiner Zeit im Gefängnis verfasste er elf Bücher. Zusätzlich wurde der Film „Redemption - Früchte des Zorns“ über ihn gedreht.

SS, 10b