5 Jahre „loeschblatt.com“ – ein trauriger Abgesang  
     
 

Es war einmal … eine mitreißende Idee. Die Zutaten: ein 25 Jahre alter Zeitungsname (loeschblatt), ein verregneter Urlaub auf Sylt, ein Laptop, viele Gebäude mit Klinkermauerwerk und zwei technikverliebte und begeisterte Lehrer.

Aus diesen Zutaten entstand im Jahre 2005 der Entwurf für eine Online-Schülerzeitung. Mit diesem Entwurf traten wir voller Begeisterung noch in der alten Schule im Herbst an unsere Schüler heran. Mit ein paar Lehrersprüchen, aus dem Internet geklauten Scherzvideos und zwei Basketball-Artikeln von Herrn Ulherr gingen wir an den Start.

Der Plan: Schüler-Redakteure schreiben Artikel, Frau Anselm redigiert, Frau Schielke akquiriert Werbekunden und Herr Ulherr baut die Artikel in die Webseite ein – naiv!?

Dank einzelner engagierter Redakteure (wie Sandra Balling, Michi Mayer, Astrid Streubel) konnten wir unsere redaktionelle Schwäche in den ersten Jahren verstecken und belegten beim Schülerzeitungswettbewerb des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ gleich im ersten Jahr den 6., 2008 den 10. und 2009 den 8. Platz - deutschlandweit. Wir waren wahnsinnig stolz auf uns. „Sie haben ja schon wieder was gewonnen“, war der trockene Kommentar von Frau Walter im vergangenen Jahr. Haben wir was angestellt?

Unsere Zugriffszahlen stiegen kontinuierlich an und wir hatten in unserem besten Jahr (2008) ca. 100 Besucher täglich auf unserer Seite. Aber trotz spektakulärer Themen (Kondomtest, Interviews mit Dirk Nowitzki, Oliver Kahn, Sarah Nuru, 1.FCN) nahm das Interesse unserer Leser, aber leider auch das Interesse und die Begeisterungsfähigkeit unserer Redakteure stetig ab. Immer weniger Artikel wurden von Schülern geschrieben, die Zugriffe auf unsere Seite brachen im vergangenen Schuljahr dramatisch ein. Wir hatten das Gefühl, dass unsere Konkurrenten im Netz wie „schuelervz“ und „facebook“ uns die Leser entzogen. Das Bedürfnis zu labern ist offenbar größer als das Bedürfnis zu lesen – aber auch zu schreiben. Nicht einmal mehr die Hälfte der Artikel in 2009/10 wurden von Schülern geschrieben. Der überwiegende Teil der Artikel stammte aus der Tastatur von Frau Anselm bzw. wurde mit Fotos von Herrn Ulherr überbrückt. Konkret: Die meistbesuchten Sites auf loeschblatt.com waren die Seiten des Wahlfaches Fotographie!

Die Frage: Soll man den todkranken Intensivpatienten „loeschblatt.com“ um jeden Preis am Leben erhalten? Nein! Wir erklären das Online-Projekt hiermit für gescheitert!

Aus? – Schluss? – Für immer?

Nein! Wir kehren zurück zur Printausgabe, da wir die Begeisterungsfähigkeit und das Engagement unserer Schüler überschätzt haben. „Online“ bedeutet mehrere Artikel pro Monat zu schreiben, das konnten (wollten?) unsere Schüler nicht leisten. Eine Printausgabe kann sich fast ein Jahr Zeit zum Entstehen lassen, das ist unsere Hoffnung.

Die müde, aktuelle Redakteur-Generation verlässt fast vollständig die Schule – sie hat sich klammheimlich im zweiten Halbjahr sozusagen „vom Acker gemacht“. Die Zeichen für einen neuen Anfang stehen somit gut.

Loeschblatt.com bleibt mit all seinen Artikeln bis auf Weiteres abrufbar.

Kennt eigentlich noch jemand die Abenteuer des Gummibaums Siggi? Wahrscheinlich nicht - das ist alles sehr sehr schade. Danke Rainer und Andrea für die vielen guten, kreativen und humorvollen Gedanken, die wir in Sulzfeld an Freitagnachmittagen entwickelt haben (loeschblatt-TV!) – es war eine schöne Zeit! Aber wir geben die Hoffnung nicht auf, Schüler für das Medium „Zeitung“ begeistern zu können. Auf geht’s im September!

E. Anselm & Gerd Ulherr