Warum ich die Schriftstellerin Elke Heidenreich mag

 

Elke Heidenreich ist in meinen Augen eine begnadete Schreiberin und Leserin, die ihre Geschichten mit viel Witz und Charme erzählt, aber auch mit dem nötigen Ernst. Diese Kombination vermisse ich bei vielen anderen Autoren. Da ich keine Leserin bin, die gerne „dicke Schinken“ liest, sondern eher auf Kurzgeschichten stehe, habe ich in Elke Heidenreich eine Buchautorin gefunden, die meinen Lesegeschmack voll trifft.

Eine meiner Lieblingsgeschichten ist „Am Südpol denkt man, ist es heiß“. In dieser schönen Kurzgeschichte geht es um die Pinguine, die am eisigkalten Südpol leben
(manche Menschen denken ja, dass es am Südpol heiß ist, aber da liegen sie wohl ganz falsch). Die Pinguine sind nun also am Südpol und stehen sich die Beine in den Bauch und das im piekfeinen Frack, damit sie für den Fall des Falles gerüstet sind. Für welchen Fall? Nun, alle paar Jahre kommt das Opernschiff aus Wien und lädt die Pinguine zur Gala an Bord. Da muss man doch gerüstet sein! Und weil man nie genau sagen kann, wann das Schiff kommt, sind alle Pinguine immer ganz fein gemacht und jederzeit im Frack perfekt gerüstet für den großen Moment. Und endlich ist es so weit: Da liegt es, das Opernschiff und an Bord hat es - man höre und staune - die drei Tenöre. Die wiederum haben „La Traviata" im Gepäck - mit Pavarotti als Violetta - es steht den Pinguinen ein ganz besonderer Kunstgenuss ins Haus. Und sie wissen es zu schätzen. So eine dramatische Liebesgeschichte erleben sie am Südpol nicht oft. Denn Pinguine lieben richtig! Sie bleiben nämlich treue Paare für viele, viele, lange Jahre. Warum denn nicht? Wo steht geschrieben: „Dass lieben nur die Menschen können, die sich - seid ehrlich! - dauernd trennen? Die Menschenliebe, pah, ist flüchtig – nur Pinguine lieben richtig!“ Die Aufführung wird ein überwältigender Erfolg. Großer Jubel, Bravo- und Zugabe-Rufe, unzählbar viele Vorhänge und drei Tenöre, die sich kaum von ihrem Publikum trennen können. Weltweit ist es geheim geblieben (doch Elke Heidenreich hat es herausgefunden), dass Pinguine Opern lieben.
Dies finde ich, ist eine Geschichte für jedes Alter, die manches Pinguin-Geheimnis lüftet. Zwar umfasst das Buch nur 61 Seiten, aber die haben es in sich. In Gedichtform geschrieben und mit vielen sehr schönen Bildern ist es ein Buch, das man gerne vor-, aber auch selbst liest. Ich fühle mich jedes Mal sehr glücklich, wenn ich mir diese Geschichte anhöre und habe stets ein leichtes Grinsen im Gesicht. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich sie schon gehört/gelesen habe, ich kann sie jedenfalls schon fast auswendig.
Oder ist es nicht komisch, wenn man Folgendes - mit der Stimme und dem Charme von Elke Heidenreich gelesen - hört:
(Es geht darum, dass die Pinguine aus dem Meer an Bord eines Schiffes springen)
“... Da springen sie zack, zack an Bord.
(Ihr könnt mal eure Eltern fragen,

ob die im Frack so Sprünge wagen!)“

So, das war jetzt aber mal genug. Weiter damit, warum ich diese Frau so bewundere und ihre Geschichten so liebe.
Sie bezieht so ziemlich in jede ihrer Kurzgeschichten ihr eigenes Leben und die Namen und Gewohnheiten von Freunden und Bekannten mit ein. Das macht ihre Erzählungen äußerst lebendig und abwechslungsreich, da man sich sehr gut in die Situationen hineinversetzen kann, da diese aus dem täglichen Leben stammen. Die Geschichten sind einfach, beinhalten jedoch sehr viele Lebensweisheiten. Bei einer Erzählung von Elke Heidenreich kann ich einfach mal abschalten und entspannen. Das hilft mir unangenehme Dinge zu vergessen und Stress abzubauen. Ich flüchte mich sozusagen in ihre Geschichten hinein und bin für kurze Zeit in einer anderen Welt. Beim Lesen bzw. Hören werde ich ruhig und kann meine Umwelt einfach vergessen.

VvZ (10d)