Schule in anderen Ländern  
  Heute: Die Türkei  
     
  Schuluniform
In der Türkei tragen SchülerInnen seit Jahrzehnten eine Schuluniform - genauer gesagt seit Einführung der allgemeinen Schulpflicht im Jahr 1924 durch den türkischen Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk. Soziale Unterschiede, so eines der Ziele, die hinter dem Einheitslook stecken, sollen in der Schule nicht zur Geltung kommen. Eine andere Überlegung hinter dem strengen Kleiderdiktat: Religiöse Bekenntnisse im Sinne des islamischen Kopftuches bleiben auf diese Weise draußen. Lehrer und Schüler dürfen nicht verschleiert in die Schule kommen. Außerhalb des Schulgebäudes steht es ihnen aber frei ein Kopftuch zu tragen.

Die Vorschulerziehung
Die erste Schulform ist die sog. Vorschulerziehung. Dieser Schultyp ist für Kinder von 0 bis 6 Jahre konzipiert und ist nicht verpflichtend. Die Kinderbetreuung findet in drei Gruppen statt.

1. Bis zum dritten Lebensjahr
werden die Kinder in Kinderkrippen betreut. Das Ziel dieser Gruppe ist es, die sprachliche, körperliche und moralische Entwicklung der Kinder zu verbessern und eine gesunde Ernährung sicherzustellen. Folgende Ziele wurden in diesem Rahmen formuliert:
- Entwicklung einer vernünftigen Ausdrucksweise
- Erfahrung der Umwelt
- Gewährleistung von Gesundheit, Sicherheit und richtiger Ernährung
- Sinnesschulung
- Hilfestellungen zur angemessenen körperliche Entwicklung
- Toilettenbenutzung

2. Vier bis fünfjährige Kinder besuchen den Kindergarten. Im Kindergarten soll Folgendes gefördert werden:
- richtige Verwendung der türkischen Sprache
- Vorbereitung auf das Lesen und Schreiben
- Sauberkeit
- Erfahrung der Umwelt


3. Als letzte Stufe der Vorschulzeit
schließen sich die sog. Vorschulklassen an. Die Vorschulklassen werden nur in den Gebieten angeboten, in denen es die Infrastruktur zulässt. Im 6. Lebensjahr sollen die Kinder noch einmal intensiv auf die Schule vorbereitet werden.

Die Grundschule
Die Grundschulzeit beträgt fünf Jahre (seit August 1997 acht Jahre). Die Kinder werden normalerweise mit sechs oder sieben Jahren eingeschult. Folgende Fächer stehen auf dem Lehrplan:
- Türkisch
- Mathematik
- Gesellschaftswissenschaften
- Naturwissenschaften
- Sozialwissenschaften
- Sport
- Religion und Ethik
- Kunst
- Musik
- Umwelt, Gesundheit, Verkehr, Lesen (*)
(*)Diese Fächer werden wochenweise abgewechselt: in der ersten Woche wird Umwelt, in der zweiten Gesundheit,... in der fünften Woche wird wieder mit Umwelt begonnen. Die wöchentliche Unterrichtsstundenzahl beträgt stets 30 Stunden. Ein Schuljahr dauert 190 Schultage.
Die ersten fünf Jahre der Grundschule sind obligatorisch (seit August 1998 sind die ersten 8 Schuljahre verpflichtend). Danach können die Schüler die Schule verlassen, jedoch gibt es keine Ausbildungsplätze wie in Deutschland. Diejenigen, die von der Schule abgehen - und das ist ein Großteil - arbeiten meist im elterlichen Geschäft oder ergreifen Berufe, für die keine weitere Ausbildung nötig ist. Vor allem in ärmeren ländlichen Gebieten gehen die Schüler nur fünf Jahre zur Schule.

Übrigens:
… vor dem Schulgong treffen sich die SchülerInnen und Lehrer vor dem Schuleingang und singen die 
   Nationalhymne der Türkei.

SchülerInnen

müssen nicht zur Turnstunde, in die Musikschule etc.

erfahren Leistungsdruck nicht so früh und stark.

kennen keine Ergotherapie, Logopädie, Tests etc
... haben keine Aufnahmetests.

… kennen keine Förderschule und Berufsschulen.

… kennen keine Lehrersprechstunden.

Lehrer ...

werden von Eltern und Schülern respektiert und geachtet.

haben ein gutes Ansehen in der Gesellschaft.

sind wichtige Bezugspersonen für die Kinder.
 

Ein türkisches Sprichwort sagt:
„ Wer mich einen Buchstaben lehrt, dem werde ich 40 Jahre lang gerne dienen“

 
 

Mehmet Yasar, 10b