Die SWR-Filmproduktion „Bis aufs Blut“
 Löschblatt besucht einen ganz normalen Drehtag
 

Um was geht`s eigentlich?
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oeschblatt durfte am Dienstag, den 12. Mai die Dreharbeiten des erfolgreichen Jung-Regisseurs Oliver Kienle in den Posthallen von Würzburg besuchen. Der 26-Jährige, der in Rödelsee aufwuchs und in Kitzingen zur Schule ging, hat für sein Drehbuch „Bis aufs Blut“ den mit 25 000 Euro dotierten Thomas-Strittmatter-Preis der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg erhalten. Der Film ist seine Diplomarbeit: er hat das Drehbuch geschrieben und führt Regie. Nun laufen gerade die Dreharbeiten in Würzburg und Umgebung (u. a. auch in Kitzingen mit zwei Drehorten), die bis Ende Mai andauern. Die Produktion soll zunächst im Fernsehen (SWR) laufen und, so hofft Kienle, auch ins Kino kommen.

Inhalt des Films
„Bis aufs Blut“ ist die Geschichte einer Freundschaft. Als der 10-jährige brave Tommy (Jacob Matschenz) sich mit dem gleichaltrigen Türken Sule (Burat Yigit) anfreundet, ändert sich sein Leben schlagartig. Von Sule fasziniert, begibt er sich immer weiter in ein Umfeld aus Drogen und illegalen Machenschaften. Nach einem traumatischen Gefängnisaufenthalt will der mittlerweile volljährige Tommy jedoch sein Leben ändern. Aber das ist nun gar nicht mehr so einfach…

Matschenz war unter anderem bereits in Kinofilmen wie „Die Welle“ und „Im Winter ein Jahr“ zu sehen. Genauso wie sein Schauspielkollege Yigit hat er zudem zahlreiche Fernsehfilme gedreht. In dem Film treten unter anderem auch die Schauspieler Simone Thomalla und Peter Lohmeyer in Nebenrollen auf.


Was passierte am Set - Verhaftungs-Szene im WC
Empfangen wurden wir am Set (in der alten Posthalle in Würzburg) von Herrn Baumeister, der für das Casting der Komparsen zuständig ist. Er nahm sich Zeit für uns und erklärte den Ablauf des Drehs einer Szene. Wenn wir einen Film im Fernsehen anschauen, bedenken wir ja nicht, was für ein Aufwand eine einzige Szene darstellt und wie viele Leute an einer Filmproduktion beteiligt sind. Wir bilden uns ein, solch ein Dreh sei ganz einfach: man stellt die Kamera auf und dann kann´s auch schon losgehen! Aber - weit gefehlt! Ein Film besteht ja nicht nur aus dem Kameramann und den Schauspielern, sondern auch aus Szenen- und Maskenbildnern, Bild und Tontechnikern bis hin zu den Leuten, die sich um das umfangreiche Equipment [wie Kabel, camera dolly (= Kamerawagen), Kamera-Kräne etc.] kümmern.

Bei unserem Besuch sollte eine kurze Toilettenszene gedreht werden, in der die beiden Hauptdarsteller -  ups, das dürfen wir ja gar nicht verraten - also das ging so:

 

Stellprobe: Die Darsteller nehmen ihre voraussichtlichen Positionen ein und die Lichttechniker suchen zusammen mit der Regie nach der geeigneten Ausleuchtung. Anschließend gehen die Darsteller zum Schminken, während die Techniker das endgültige Lichtset aufbauen, Kabel legen ... das kann auch im Klo ganz schön aufwändig sein.
 

1. Probe: Die Schauspieler spielen die Szene so wie der Regisseur sie sich vorstellt. Klar, dass jetzt noch viele Korrekturen bei Sprache, Gestik, Mimik folgen und am Licht wird auch wieder gebastelt. Kurzum, es gibt mehrere Proben. Jetzt geht´s los:
 

1. Dreh der Szene: Das ist spannend! Die Aufnahmeleiterin ruft "Ruhe bitte, wir drehen". Die Szenenklappe wird in die Kamera gehalten und vom Set (da sitzt der Tontechniker + Assistenten vor einem Monitor, der das Kamerabild zeigt, wir stehen gespannt dahinter) kommt der Ruf "Ton ab" und "Kamera läuft". Okay, die Darsteller spielen die Szene, vielleicht 15 Sekunden.

 

Apropos Assistenten: Die gibt´s beim Film für viele Jobs, alles ist offenbar doppelt besetzt: Regieassistent, Kameraassistent, Tonassistent und und und... Man stelle sich das mal bei Lehrern vor :-)

 

Natürlich ist der erste Szenendreh noch nicht perfekt, die Szene wird also mehrmals wiederholt, 5-6 Mal ist völlig normal, dabei evtl. wieder das Licht verändert usw. So hat der Regisseur später beim Filmschnitt mehrere Möglichkeiten zur Auswahl. Und dazwischen heißt es immer wieder: Warten! So verrinnt die Zeit und als wir nach ca. 3,5 Stunden Zugucken schließlich den Heimweg antreten, wird im Klo immer noch die zweite Szene gedreht. Normal dauert ein Drehtag 8 Stunden – es kann aber auch schon mal weit darüber hinausgehen. Und es ist wohl klar, dass bei einem Low-Budget-Film (d. h. der Regisseur hat nicht so viel Geld zur Verfügung) jede Szene ziemlich rasch abgedreht werden muss. Aber trotzdem schafft man an so einem Drehtag, erklärt uns Regisseur Oliver Kienle, kaum mehr als 3 (in Worten: drei!) fertige Filmminuten. Eigentlich logisch: 30 Drehtage sind angesetzt und ein Film dauert ja 90 Minuten.

 

Noch ein Wort zur Technik: Gedreht wird nicht digital, sondern wie früher auf 16 mm Film! Das ist qualitativ besser und wird auch bei jedem "Tatort" so gemacht. Bei großen "Kinoschinken" sogar auf 35 mm Film (richtig teuer). Anschließend wird der Film digitalisiert, am Computer geschnitten und wenn er ins Kino soll, wieder auf Filmmaterial ausbelichtet (so wie halt Fotoabzüge auch gemacht werden).

 

Ok, alles klar? Wir sind schon richtig gespannt, wenn "Bis aufs Blut" im Februar im SWR kommt, vielleicht ja sogar im Kino, wir schauen uns beides an!!!
Und übrigens nochmal besten Dank ans Filmteam für die Einladung, hat echt Spaß gemacht.

Das Löschblatt-Team mit Regisseur Oliver Kienle (Mitte), Kameramann und Assistenten

 An, Ul