Leserbrief von Herrn Peter Bieber zu einem Artikel von Frau Anselm

 

Die regelmäßige Krebsvorsorge ... ein Aufruf von Frau Anselm an alle Mädchen der RRR 
(zum Artikel von Frau Anselm geht`s hier ...)

Als Vater einer jetzt 17-jährigen Tochter möchte ich doch darauf verweisen, dass die Sinnhaftigkeit der hier propagierten Vorsorge-Impfung durchaus nicht unumstritten ist. 

Generell werden  Vorsorgeuntersuchungen, insbesondere Mammographien bei Frauen und die Prostata Krebsvorsorge beim Mann inzwischen von vielen Medizinern sehr kritisch betrachtet.

Das Stichwort heißt hier "Evidence based medicine", d.h. man versucht aus statistischen Daten den tatsächlichen Nutzen einer medizinischen Maßnahme zu ermitteln.

Die Ergebnisse sind teilweise erschreckend und haben bereits dazu geführt, dass in einigen europäischen Ländern (z.B. Schweiz) Vorsorge-Mammographien generell nicht mehr von Kassen bezahlt werden. In England wurde die männliche „Vorsorge“-Untersuchung bezüglich Prostata-Krebs gänzlich abgeschafft, ganz offenbar weil sie mehr Schaden als Nutzen brachte. 

Ein ausgezeichneter allgemeiner  Beitrag dazu findet sich in der Wochenzeitung  "Die Zeit" , nachzulesen unter http://www.zeit.de/2003/26/M-Mythos-Vorsorge 

oder ganz aktuell zum Thema Gebärmutterhalsuntersuchung ( ebenfalls aus der Zeit

http://www.zeit.de/2007/08/M-Gesundheitswesen)  folgendes Zitat: 

"Früherkennungsuntersuchungen können den Krebstod verhindern, bei einigen. Aber warum verschweigen die meisten Broschüren zur Mammografie, dass auch Diagnosen gestellt werden, ohne dass die Brust erkrankt ist? Oder warum verschweigen die Frauenärzte, dass Zellveränderungen am Muttermundhals gefunden werden, die nach einem halben Jahr von selbst wieder verschwunden wären? Solche werden bei jährlichen Untersuchungen häufig entdeckt und behandelt: unnötig. Alle drei Jahre werden norwegische Frauen zur Cervixzytologie, zum Abstrich zur Krebsvorsorge, eingeladen – und wenn die Befunde mehr als zweimal negativ waren, nur noch alle fünf Jahre. Finnische Frauen haben daher nur acht solcher Untersuchungen im Leben und im europäischen Vergleich die besten Ergebnisse. Deutsche Frauen leiden im europäischen Vergleich trotz (und zum Teil auch wegen) intensiver Untersuchungen häufiger an Gebärmutterhalskrebs und sterben häufiger daran." 

oder zum Thema Mammographie hier ein Auszug einem Beitrag von Dr. Dahlke (http://www.dahlke.at/veroeffentlichungen/art_cervix.php):

"Ein Beispiel mag das verdeutlichen. Schwedische Wissenschaftler überprüften die Wirksamkeit der so genannten Brustkrebsprophylaxe für Frauen mit hohem Brustkrebsrisiko, in Wirklichkeit natürlich auch nur eine Früherkennungsmaßnahme. 1000 Frauen wurden mit zwei Mammographien pro Jahr versorgt, weitere 1000 nur mit konventionellen Früherkennungsmaßnahmen. Im Beobachtungszeitraum von 12 Jahren konnte in der Mammographiegruppe einer Frau das Leben gerettet werden durch diese Früherkennungsmaßnahme, 6 aber starben an den Folgen der vielen Mammographien. Laut Prof. Mühlhauser „muss man bei der Brustkrebsuntersuchung davon ausgehen, dass mindestens 30 von 100 Diagnosen Überdiagnosen sind.“ Mit Überdiagnosen sind solche gemeint, die einen Krebs diagnostizieren, der nie zu einem Problem geworden wäre, wenn man ihn nicht gefunden hätte. Die Entdeckung aber führt zu einem enormen schulmedizinischen Einsatz von Operationen über Bestrahlungen bis zu Chemotherapien.

Laut dem Münchner Gynäkologen Prof. Volker Zahn ist jede Mammographie ohne ernsten Krebsverdacht ein Kunstfehler. Der Strahlenmediziner Prof. Lengfelder hält in Deutschland jedes zweite Röntgenbild für überflüssig insbesondere viele Mammographien."  Ende des Zitats. 

Zusammenfassend würde ich angesichts dieser Erkenntnisse dringend dazu raten, zunächst mal aussagekräftige  Ergebnisse von "Evidence based" Studien über den Nutzen/Nachteile dieser Impfung abzuwarten.

Peter Bieber