Die lange Geschichte der Sexualität  
  heute: Die Antike  
 
 

Dass die männlichen Griechen bei den Olympischen Spielen nackig Sport trieben (Frauen waren als Zuschauer nicht zugelassen), bringt die SchülerInnen zum Kichern und führt erfahrungsgemäß im Geschichtsunterricht immer zu der Frage: War das normal? Schämten die sich nicht? Wie war das denn so damals mit dem Sex? Sex war auch in der Antike ein wichtiges Thema, denn der Sex ist so alt wie der Mensch selbst - wir sind der lebende Beweis dafür. Eines kann man auf jeden Fall feststellen: prüde waren die Menschen in der Antike nicht. Dass sie in der Antike freizügiger mit dem Thema Sex umgingen als wir heute, erstaunt die SchülerInnen immer wieder.

Sowohl die Griechen als auch die Römer verzierten Keramik mit eindeutigen Sexszenen. Vasen und Teller zeigen erotische Szenen und Paare in eindeutigen Positionen. Wandgemälde aus dem untergegangenen Pompeji belegen, dass die Römer den Griechen in punkto Freizügigkeit in Nichts nachstanden. Schon das Geschirr für Feste hatte erotische Züge. Es wurden bisweilen Trinkgefäße benutzt, die die Form einer weiblichen Brust hatten. Weil das Gefäß halbrund war, konnte es nicht abgestellt werden und musste in einem Zug ausgetrunken werden. Ein anderes Weingefäß zeigt Männer und Frauen beim Gruppensex.
Dies belegt, dass es früher schon ordentlich zur Sache ging – eigentlich entspannter und weit weniger verklemmt als viele denken. Gerade in der Antike legten die Menschen ein sehr unverkrampftes und natürliches Verhältnis zum Sex zutage. Sexuelle Handlungen dienten keineswegs ausschließlich der Fortpflanzung. Ziel war vielmehr Lustgewinn und Vergnügen. Mit dem steigenden Einfluss des Christentums nahmen diese liberalen Ansichten ab. Die Kirche schrieb nun vor, was sich im sexuellen Bereich gehörte und was nicht.
Bei den Griechen und Römern gab es diese Einschränkungen nicht. Im Gegensatz zum alten Griechenland, in dem sexuelle Zerstreuungen nur Männern vorbehalten waren, genossen die Damen der römischen Oberklasse mehr Freiheiten in Sachen Sex
(aber trotzdem mussten sie diskret vorgehen und sich nicht erwischen lassen).

Sex in der Griechischen Antike
Beim Sex im alten Griechenland geht es eindeutig zur Sache - Prostitution, Homosexualität und Sexorgien. Besonders die Knabenliebe wurde nicht als verwerflich empfunden, sondern war sogar Erziehungsideal. Der Liebhaber sollte den Geliebten in die Erwachsenenwelt einführen. Das auf Vasen und Trinkgefäßen abgebildete männliche Glied - von den Griechen „Phallos“ genannt - wurde zum Symbol der Manneskraft. Darstellungen ehelicher Liebe waren nicht gängig – hier wurden meist die Geliebten oder Prostituierte dargestellt.

Sex in der römischen Antike
Die Römer gingen gleichfalls offen mit Sex um, wenn auch nicht so ausschweifend. So waren Ehescheidungen häufig und nahmen seit dem Ende der Republik immer mehr zu. Caesar z. B. war viermal verheiratet. Sechs bis sieben Ehen bei Männern wie bei Frauen scheinen durchaus möglich gewesen zu sein. Schließlich gab es noch die Sklavinnen für den Herrn, die Sklaven für die Frau des Hauses. Weit verbreitet und vergleichsweise billig war in Rom die "käufliche Liebe", die auch gesellschaftlich akzeptiert wurde. Auch in dem durch einen Vulkanausbruch zerstörten Pompejii gab es mehrere Freudenhäuser (ca. 25!). Der Durchschnittspreis für diese „Dienstleistung“ war niedrig: er schwankte zwischen zwei und acht as (zum Vergleich: für ein as bekam man eine Portion einfachen Wein). Die Einkünfte mussten komplett an den Betreiber des Bordells abgegeben werden.

Verhütung in der Antike
Frauen der römischen und griechischen Antike versuchten Schwangerschaften mittels Amuletten, Arzneimitteln und Zeitplanung zu verhindern.
Eine gebräuchliche empfängnisverhütende Möglichkeit war der Coitus interruptus (
unterbrochener Geschlechtsverkehr). Eine weitere Empfehlung riet der Frau dazu, den Samen durch heftiges Auf- und Abspringen nach dem Geschlechtsakt wieder aus dem Uterus zu befördern. Ferner sollte die Frau danach niesen, ihre Vagina reinigen und etwas Kaltes trinken. Amulette und Beschwörungsformeln sollten vor einer ungewollten Schwangerschaft schützen: Die Glücksbringer wurden während des Aktes um den Hals oder Oberschenkel getragen. Nach anderen Ratschlägen band man sich z. B. ein Behältnis mit Katzenleber um den linken Fuß.

Weit verbreitet war der Einsatz von verhütungswirksamen Substanzen: Schwämmchen oder ein Wollbausch wurden mit ihnen getränkt und in die Scheide eingeführt. Am beliebtesten waren Granatapfelkerne, Ingwer und andere Pflanzenwurzeln, Olivenöl, Honig oder Essig. Sie konnten die Säuren-Basen Ausgewogenheit in Scheide und Gebärmutter so beeinflussen, dass die Spermien auf ungünstige Aufnahmebedingungen trafen.

Diese Methoden wurden nicht nur von Prostituierten verwendet, für die ein Kind einen Verdienstausfall bedeutet hätte. Auch verheiratete Frauen wollten verhüten, besonders solche aus der ärmeren Bevölkerungsschicht. Erst im 4. Jahrhundert n. Chr. empfahl erstmals ein griechischer Arzt den Männern chemische Substanzen anzuwenden, um eine Empfängnis zu vermeiden. Sie sollten ihr Glied vor dem Beischlaf mit dem Saft des Hahnenkopfes oder mit einer Mischung aus Granatapfelsaft mit Essig bestreichen. Kam es trotz der antiken Verhütung zur ungewollten Schwangerschaft, sollte durch heftige Bewegungen und starke Brech- und Abführmittel eine Abtreibung herbeigeführt werden. Da der Fötus nach der römischen Rechtsfassung kein Mensch war, war die Abtreibung straflos.

(Quelle: Internet/Pompeji. Führer durch die Ausgrabungen)

 
 

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