Die lange Geschichte der Sexualität  
  heute: Das Mittelalter  
 
 

Die Geschichte des Sex ist so alt wie die Menschheit selbst, sonst wären wir alle ja nicht da J. Allgemein lässt sich sagen, dass im Mittelalter nicht sonderlich viel los war, was Sex betrifft. Die Parole lautete: Einmal im Monat, möglichst im Dunkeln. Daher der Name: "Das finstere Mittelalter". Vorbei waren die wilden, ausschweifenden Zeiten der antiken Zeit. Mit dem steigenden Einfluss des Christentums nahmen die liberalen Ansichten ab. Der Verhaltenskodex der Kirche erstreckte sich auch auf den sexuellen Lebensbereich. Sex diente nicht mehr dem Vergnügen, sondern allein der Fortpflanzung.
Üblicherweise heirateten Männer im Alter von 20-24 Jahren und Frauen zwischen 14-16 Jahren. Die wenigsten Ehen wurden dabei aus Liebe geschlossen. Oft waren sie von den Eltern arrangiert, dienten dem sozialen Aufstieg und Ansehen. Die Hochzeitsnacht erfolgte im Beisein von Zeugen. Dass die Frau keusch in die Ehe ging, war dabei sehr wichtig. Die Kirche gab auch vor, an welchen Tagen es erlaubt war, Sex zu haben und an welchen nicht. Beispielsweise durften Eheleute an allen Feiertagen, sowie in der Nacht davor und in der Fasten- und Adventszeit nicht miteinander schlafen. Wenn man das alles so zusammenzählt, bleiben nicht mehr viele Tage übrig…
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Doch auch Mönche, Bischöfe oder Päpste lebten im Mittelalter nicht wie Heilige. Einige von ihnen hatten Mätressen und teilweise auch Kinder. So zeugte Papst Sergius III mit seiner Mätresse Marocia einen Sohn, den späteren Papst Johannes XI. (s. historischer Roman: „Die Herrin der Päpste“ von Eric Walz  - demnächst bei Büchertipps). In der heutigen Zeit wäre eine solche Tatsache, eine Geliebte für Papst Benedikt, ein Ding der  Unmöglichkeit.

Prostitution im Mittelalter
Die Menschen sollten also keusch sein, was sie natürlich nicht alle immer waren. Das zeigt sich auch daran, dass Prostitution damals ein blühendes Geschäft war. Die ersten Bordelle im Europa des Mittelalters sind im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt.
Die Kleiderordnungen unterschieden sich durch die Zeit des Mittelalters und von Stadt zu Stadt. So mussten Prostituierte in Augsburg einen Schleier mit einem zwei Finger dicken grünen Strich in der Mitte oder in Frankfurt am Main eine gelbe Verbrämung (Saum) tragen. Ebenso wurde ihnen das Tragen bestimmter Schuhe, Bänder oder Schleier vorgeschrieben bzw. auch verboten. In der Regel waren die farblichen Kennzeichnungen in den so genannten Schandfarben gehalten: Rot, Gelb oder Grün. Da sich "ordentliche" bzw. "anständige" Frauen im Mittelalter nicht „herausputzen“ durften oder sollten, wurden Prostituierte auch als Hübschlerinnen bezeichnet. Der Frauenwirt, der Pächter des öffentlichen Bordells und Vorstand der Prostituierten, hingegen war ein freier Mann, wenn auch in der Regel kein Bürger. Der Frauenwirt (oft zugleich auch der Scharfrichter) war häufig vermögend, aber sozial stark benachteiligt und galt als ehrlos. Der mittelalterlichen Haltung zur Sexualität entsprechend galten Prostituierte grundsätzlich als sündhaft. Mittelalterliche Prostituierte wurden den Randgruppen zugeordnet und lebten außerhalb der Gesellschaft. Sie waren vom Bürgerrecht ausgeschlossen und oft der Vergewaltigung durch Kunden, Frauenhändler, Zuhälter und Frauenwirte ausgesetzt, denn in der Rechtspraxis wurde die Vergewaltigung einer Frau aus der gleichen sozialen Schicht milder bestraft als die Vergewaltigung einer Frau aus einer höheren sozialen Schicht.

Verhütung im Mittelalter
Die Menschen waren über Empfängnisverhütung längst nicht so gut aufgeklärt wie heute. Schließlich wurde das Thema Sex von der Kirche ja tabuisiert und Verhütungsmittel waren verboten.
Der Coitus interruptus war verboten, trotzdem ist es anzunehmen, dass dies eine Methode war, die relativ häufig angewendet wurde. Einige Frauen kannten sich auch mit Kräutern aus und konnten Tränke brauen und Kräutermischungen herstellen, die verhindern sollten, dass die Frau schwanger wird. In einigen Quellen ist auch die Rede von mit Essig getränkten Schwämmen, die sich die Frauen vaginal einführten. So sollten die Spermien abgetötet werden.
Abtreibung wurde von der Kirche innerhalb der ersten 40 Tage der Schwangerschaft als “leichte Sünde” angesehen, da das Kind zu dem Zeitpunkt noch keine Seele besitzen sollte. Es kamen aber trotzdem viele unerwünschte Kinder zur Welt. Zudem war die Säuglingssterblichkeit im Mittelalter sehr hoch, auch einfache Kinderkrankheiten verliefen schnell tödlich. Fast die Hälfte aller Menschen starb bereits vor Erreichen des 18. Lebensjahrs. Es wird vermutet, dass auch schon im Mittelalter Kondome aus Schafdärmen, Fischblasen oder anderen dünnen, tierischen Häuten bekannt waren. Aber einige Historiker, bzw. die Quellen, die ich im Internet fand, widersprechen sich, ob diese Kondome im Mittelalter schon benutzt, oder erst später “erfunden” wurden. Oft ist auch zu lesen, dass heftiges Niesen, Auf- und Abhüpfen und Ähnliches der Verhütung dienen sollten. Der Erfolg war wohl eher mäßig…

 
 

Ans

 
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